Sabine Cutner

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Vom geben und nehmen
31.03.2018 08:59

Ich arbeite seit 2009 in einem
Industrieunternehmen.
Massen von Menschen, rennen tagein und tagaus dort hinein,
um ihr Leben damit zu finanzieren.
In ein Unternehmen, das sich über
Geld und Machtstrukturen demonstriert.
Wenig soziale Kompetenz.
Viel Druck und stark leistungsorientiert.
Menschen werden zu Maschinen gemacht.
Sie sollen funktionieren.
Es gibt viele Fehlzeiten durch BournOut,
psychosomatische und Suchterkrankungen.

Für mich persönlich liegt das höchste Potenzial
in der Zusammenarbeit und in der
Kooperationen unter und miteinander.
Sowohl im geschäftlichen, wie im privaten Bereich.
Mir ist aufgefallen, daß genau das,
vielen Menschen abhanden gekommen ist.
Es gibt diesen besonderen Ausdruck dafür:
Ellenbogen Gesellschaft.

Gemeinschaft und ein starkes Miteinander
wird nicht gefördert.
Diese Unfähigkeit zeigt sich in vielen Menschen.
„Erwachsen werden“ bedeutet viel mehr,
als nur körperliche Veränderung oder
18J. alt werden und den Führerschein machen.
Erwachsen werden bedeutet nicht,
eine Berufsausbildung abzuschließen und einen
Anzug zu tragen.
Die eigene persönliche Entwicklung eines Menschen,
die Reife durch Erfahrungen zu erlangen,
benötigt Freiraum.
Es benötigt Menschen,
zu denen man aufschauen kann, die gewisse Werte vertreten.
Die um das Potenzial eines jeden Menschen wissen und es fördern wollen.

Erwachsen werden bedeutet zu geben.
Die Menschen, mit denen ich arbeite,
NEHMEN aber oft nur.
Es gibt Menschen,die gar nicht daran denken,
etwas zurückzugeben.
Oder wenn sie geben, dann nur, wenn etwas zurückfließt.

Wer Kinder hat, kann das bei ihnen gut beobachten.
Kinder nehmen.
Sie „füllen“ sich durchs lernen.
Babys zum Beispiel:
mit ihren großen Augen beobachten sie alles und jeden.
Nehmen Töne, Worte und Stimmungen wahr.
Sie NEHMEN auf.
Ent-wickeln sich zu Kleinkindern,
zu Teenagern usw.
Sie "nehmen", bis sie erkennen,
das auch das Geben etwas wunderbares ist,
was die Gemeinschaft bereichert.
Jeder hat etwas davon.
So er-wachsen Kinder nicht nur
körperlich in die Rolle der Erwachsenen,
sondern auch geistig, mental.
Sie lernen „zu nehmen und zu geben“.
So ist es biologisch, natürlich für uns „angelegt“.
Ein normaler Prozess,
der nur dann gelingen kann,
wenn Kinder Eltern haben,
die das selbst erlebt und gelernt haben.
Aber viele „Erwachsene“ stecken selbst noch fest :
in diesem Gefühl,
nicht genug bekommen zu haben und
auch immer noch zu wenig zu haben.
Und ich meine jetzt nicht die materiellen Dinge.
Ich meine Liebe, Zuwendung und Anerkennung.

Schau, wir leben in einer leistungs-
orientierten Gesellschaft.
Meine Oma hat schlimme Zeiten
mitgemacht: Krieg, Hunger, Gewalt, Angst und Schrecken.
Sie hat nicht viel bekommen, nicht mal genug zu essen.
Meine Mutter ebenfalls.
Was also hätte sie weitergeben können,
außer das, was ihr selbst noch in den Knochen steckt?
Mein Vater kannte nur Gewalt...,
sein Vater war im Krieg usw. verstehst du?

So entwickelten wir eine Form der materiellen Fülle
durch Leistung.
Über Leistung holen wir uns Anerkennung
und haben das Gefühl dazuzugehören.
Wir erfüllen, was andere von uns erwarten.

Was aber ist mit der
Fülle im Herzen?
Fülle der Anerkennung,
Wärme und Liebe, SO WIE MAN IST?
Die Freiheit der persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten?

Ich höre auch heute noch aus den Mündern der Eltern,
die Worte:“du musst,-aus dir soll doch mal was werden,-..das macht man nicht.“

Was macht das mit Kindern?
Ich sage es dir :sie fühlen: „ich bin nicht gut genug, -ich bin nicht richtig.“
Spätestens im Schulalter, werden sie in eine Schablone gepresst.
Für die persönliche Entwicklung ist kein Platz.
Kinder „kommen mit“ oder werden degradiert.
Pech gehabt.
Tja, und so werden aus diesen wundervollen kleinen
Menschen, kleine Systemerfüller.
Ihre freie Entwicklung wird unterdrückt und sie
bleiben in einem Zustand der Kindheit,
sprich im Zustand des „Nehmens“ stecken.
Diese Menschen werden zu „Nehmern“.
Ungeachtet ihrer Mitmenschen.
Sie fordern ein, was sie für ihr Recht halten.
Dann gibt es Mütter,Väter oder Freunde, die diesen
Zustand bedienen und regeln.
Irgendwann aber, ist diesen Menschen aber auch das nicht mehr recht.
Sie wollen dann, das der andere die Dinge so regelt, wie sie es wollen.
Klappt das nicht, werden sie auch gern mal zum Märtyrer.
Von Eigenverantwortung und Selbstregulierung keine Spur.
Somit bleiben sie „stecken“. Stillstand.

Bestimmt kennst auch du solche Menschen.
Vielleicht erkennst du dich selbst wieder.
Wenn das so ist, dann bist du schon einen Schritt weiter.
Vielleicht machst du eine Psychotherapie.
Und je nach deiner Erkenntnis und deinem Willen,
wirklich vorankommen zu wollen, wirst du den Therapeuten
„gut oder doof“ finden.
Vergiss nie :
DU musst dich bewegen
DU musst dich anstrengen...ein Therapeut ist nur ein Begleiter.
Gehen musst du selbst.

Und im Gehen wirst du bemerken,
wie du vom Fluss des Lebens getragen wirst.
Irgendwann strampelst du dich nicht mehr ab,
wenn du dich traust deine vermeintliche Komfortzone zu verlassen.
Geben und nehmen ist einfacher als du denkst.
Und das Schönste daran ist das Gefühl, für die Gemeinschaft Gutes zu tun.

Es war auch für mich ein langer Weg dorthin.
Aus Fülle heraus tätig zu werden und nicht, um die
Löcher des Mangels zu stopfen.
Es tut gut im Herzen zu fühlen:
ich habe alles und werde bekommen, was ich brauche.
Seit dem fällt mir geben leichter.
Es ist doch klar, das geben schwer fällt, wenn man meint selbst nichts zu haben. Und zu meinen, das Leben schenkt einem nichts.
Ich sage dir aus tiefster Überzeugung:
doch das tut es, du siehst es nur noch nicht.

Versteh mich nicht falsch,ich kenne auch Ungerechtigkeiten
und Gemeinheiten.
Kenne Mobbing und weiß wie grausam Menschen sein können.
Fühle Schmerz, Wut und Trauer über Ungerechtigkeit und Lügen.
Es half mir aber nicht, diese Menschen belehren oder bekehren zu wollen.
Mir war es irgendwann wichtiger in Einklang mit mir selbst zu kommen
und das geht nur, wenn ich ehrlich bin.
Aufrichtig und rein in meinem Herzen.
Wenn ich Lug, Betrug und Intrige selbst nicht mehr nötig habe.

Heute kann ich ruhig lächelnd hinschauen.
Menschen sind so.
Nicht alle wohlgemerkt.
Wichtig ist immer nur das eigene
Handeln und Bestreben.
Wenn das ehrlich und aufrichtig ist,
dann kann ich zufrieden mit mir sein und andere lassen wie sie sind.

Ich bin eine Frau, die Teamarbeit sehr zu schätzen weiß.
Mir ist bewusst, was man gemeinsam erreichen kann und könnte,
würde man das Potenzial jedes Einzelnen nutzen.
Ein Unternehmen aus sich heraus
ist nicht in der Lage zu produzieren.
Es braucht Menschen dazu.
Jeden einzelnen.
Denn wie bei einem Uhrwerk,
kann es nur gut laufen, wenn ein Rädchen in das andere greift.

Deswegen gibt es "besser oder schlechter" gar nicht.
Egal welche Position ein Mensch bekleidet,
jeder Mensch ist gleichwürdig und wertvoll.
Er wird genauso gebraucht, wie er ist.
Mag sein, oberflächlich betrachtet,
das man für ein Unternehmen austauschbar ist.
„Die Kleinen“ fühlen sich dann wertlos und haben Existenzängste.
Nur sei dir sicher: in den „oberen Reihen“ wird nicht anders „gespielt“.
Oft sogar mit härteren Bandagen.
Ein Manager leidet genauso unter Bournout, wie der Bandarbeiter.
Er nutzt nur seine Position anders,
aber ob es ihm selbst in seiner Rolle als Mensch,Sohn,
Mann, Vater oder Freund nutzt, wage ich zu bezweifeln.
Was wiederum auch aufzeigt,
wie hilflos er selbst ist und auch er ist austauschbar, -
das ist der Grund, warum er nach unten tritt. Er blendet sich selbst aus.

Der Mensch ist sich selbst nichts mehr wert
und DAS muss aufhören.
Jeder Mensch möchte lieben und geliebt werden.
Jeder Mensch möchte Anerkennung haben
und möchte Teil einer Gemeinschaft sein.

Das erkennen bereits manche Unternehmen
und nutzen das Potenzial der Mitarbeiter.
Sie bezahlen sie nicht nur,sondern holen sie ins Boot.
Sie haben ihre Angst überwunden, dadurch an Macht zu verlieren.
Sie haben erkannt, das sie sogar „mächtiger“ werden 😉

Denn Fakt ist: nur gemeinsam sind wir stark.

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Wunderbarer Mann

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