Sabine Cutner

04
Ju
Tanzende Schmetterlinge
04.07.2017 18:53

Als wir uns kennenlernten, spürte ich das erste Mal nach Jahren in mir tanzende Schmetterlinge.
Er schrieb so wundervoll, liebevolle Texte.
Er lebte die Leichtigkeit der Poesie,- er tanzte und jonglierte mit Worten auf den Gipfeln höchster Begierde.
Seine Sprache und die Wahl seiner Worte legten sich zart wie ein weiches Seidentuch auf meine wundgescheuerte Seele.
Zwischen uns tanzten Worte wie Staubkörner in der Luft.

Worte besitzen eine machtvolle Energie.
Worte schaffen einen ganz besonderen Raum der Illusion.
Ihr Klang ist der Beginn von etwas sehr Schöpferischen.
Dieser Raum lässt sich aufrecht erhalten und wird real, wenn Respekt, Liebe und Vertrauen der Nährboden sind.
Wenn keine Grenzen überschritten werden und Brücken die gebaut wurden, -um einander zu begegnen-, nicht eingerissen werden, dann kann aus solchen Beziehungen eine wahre und großartige Liebesgeschichte werden.

Aber bevor etwas so magisches und bezauberndes geschieht, geschieht noch etwas anderes.
Wenn du Masken trägst und du dich hinter ihnen versteckst, wird der Tag oder die Nacht kommen, in der sie anfangen wird zu bröckeln. Sie zerfällt in Abertausende kleine Teile.

Du wirst auf Scherben zum stehen kommen.
Du wirst bei dem Versuch sie wieder zusammen setzen zu wollen, deinen Händen Wunden zufügen,...nur weil du nicht willst, das dein wahres Gesicht zum Vorschein kommt.
Deine Hände werden schmerzen.
Aus deinen einst so zuckersüß gesäuselten Worten, werden kleine Todessterne, die am Himmel schwarze Wolken aufziehen lassen.
Ihr Klang wird rauh, messerscharf und vernichtend.

Deine Angst und deine Scham treiben dich immer weiter weg von deiner Liebe, von ihr, von ihm.
Vorwürfe, Machtspiele, Ablenkungsmanöver werden wie Stürme ineinander greifen und explodieren unkontrolliert zu einem gigantischen Feuerwerk der Vernichtung.

Da stehen sich nun 2 Menschen gegenüber, die voneinander sagen, das sie sich lieben, und verstehen nicht, das sie gemeinsam nur Chaos schaffen.

Ich habe mich hinterfragt,
meine Seele geprüft,
mich hinab in meine dunkelsten Räume begeben.
Habe geweint, gelitten, geflucht, gejammert und war still.

Trennung?
Ja oder Nein?
Wer ist "falsch"?
Er oder ich?
Oder beide?
Oder keiner?
Ich fühlte mich zerrissen.

Ich bin wie ich bin.
Du bist wie du bist.

An etwas festhalten, was sich leer, tod und ausgebrannt anfühlt kann ich nicht. Will ich nicht.

Trennung. Wieso tu ich mich damit so schwer?
Da ist "etwas", da sind Zweifel.
Da ist Feigheit etwas an und auszusprechen.
Was, wenn ein Gefühl von Angst mich wankeln lässt?
Wenn die Frage sich aufdrängt: es doch lieber rückgängig machen zu wollen?

Dieser Moment, in denen ich ausgesandte Worte wieder einfangen und ungesagt machen möchte. Ich kenne das, wenn auf einmal Jemand fehlt,- wenn ein Bezugspunkt fehlt.
Gestern sagte es eine liebe Freundin so schön: " Es ist ein schönes Gefühl, wenn Zuhause jemand wartet". Ja, da hat sie recht.
Nun ist es anders, es ist niemand mehr da, der mich auf meine Fehler anspricht.
Er war gleichzeitig mein größter Bewunderer,
aber auch mein größter Kritiker.

Was sollte, musste ICH nicht alles ändern, machen oder lassen.
Was sollte, musste ER nicht alles ändern, machen oder lassen.
Ich hatte die Ideen, brannte für Etwas,...aber er nicht.
Es gab im Alltag so gut wie keine Gemeinsamkeiten....nur die Illusion am Beginn unserer Reise.

Geschaffen durch bezaubernde Worte und romantische Liebesschwüre wie:
*du bist mein Leben,-
*durch dich hat mein Leben.
(Wenn du das liest, was fühlst du?)

Viele Monde lang habe ich darüber nachgedacht und habe es durchgespielt: "Was wäre wenn“.
Gedanklich malte ich mir sämtliche Szenarien aus, was wohl passiert, wenn ich sage: "So das wars. Ende.Schluss. Aus".

Nun, es gab sie nicht nur gedanklich, es gab das eine und auch andere lange Gespräch mit ihm, in dem vieles auf den Tisch kam,- oft zu sehr geschönt..das muss ich zugeben.

Ich versuchte anzusprechen, was uns nicht mehr verband.
Es führte oft ins Leere, in Streit.
Ich stellte das Reden ein.
Schweigen war mein Schutz vor verbalen Ausrutschern und Anfeindungen.
Und ich resignierte.
Es gab keinen Ansatz, keine Möglichkeit mehr mich erklären zu wollen,- es endet eh nur im Disaster.

Er sagte: "Ich kann das nicht mehr".
In seinen Augen sah ich Hilflosigkeit,
das Wegbrechen jedweder Chance von Einigkeit.
Unsere Worte erreichten einander nicht mehr.
Der Blick in seine Augen führte direkt in sein schmerzendes Herz.
Da ist nichts mehr... nur Unverständnis.
Das war der schlimmste Moment.
Obwohl er auch etwas reines, klares besaß.

Der Zweifel in mir war weg.
Ich erkannte, so kann ich nicht weiter machen.
Ich kann nicht mehr sehen und zulassen, wie ich den Menschen, den ich jahrelang liebte, mehr verletzte, als ich jemals jemanden verletzt habe.
Ich konnte auch nicht länger zulassen, das er mir das antat.

Ich hatte nicht einmal Wut, die dieses Gefühl hätte auffangen können.
Die Wut hatte ich lange hinter mit gelassen.

Dieser Satz :"Ich kann das nicht mehr", ...der zeigte mir, das die eigentliche Trennung schon längst vollzogen war. Bei mir.
Ich erkannte in mir eine gewisse Gefühlskälte
(in der Psychologie nennt man das den "Kältetod der Gefühle").

Oft warf er mir Gefühlskälte vor,- ja, das stimmte.
Ohne das es mir in diesen Momenten klar war.
Ich selbst saß in dieser Kälte. Unserer Kälte.

Nach all diesen Jahren der tiefen Begegnung und der schlimmen Auseinandersetzungen, gelingt es mir nicht, einfach zur Tagesordnung überzugehen.
Ihn abzulegen wie ein paar alte ausgediente Jeans.

Weißt du, ich habe in den vergangenen Monaten, Wochen und Tagen schon sehr viel getrauert und geweint.
Das Ganze zu verarbeiten dauert dennoch an.
Ich will nichts leugnen und verdrängen.
Ich will das Loslassen spüren, leben.
Ich will alles Revue passieren lassen,
den Zauber nochmal erleben.
Will das, was uns einst verband nicht ausblenden, nur weil es mich schmerzt.
Es soll in mir leben, als ein Moment der wahrhaftigen Begegnung.
Des Wunsches nach Erfüllung und EinsSein.
Dieser heilige Moment, der all das in sich trug,
den möchte ich noch einmal fühlen.

Ich möchte die Traurigkeit annehmen, dass es so gekommen ist. So kommen musste.
Dass alles Reden nicht geholfen hat.
All die Versuche mich zu erklären und das, was meine Liebe langsam tötete.
Er hat es oft abgetan. Oder Verstehen geäußert.
Das hielt dann zwei Wochen.
Ich war es leid, zu erklären.
Empfand Traurigkeit darüber, dass auch ich ihn nicht mehr verstehen konnte.
Es war einfach vorbei.
Aus.
Der Vorhang war gefallen.

Ich war nicht mehr bei ihm.
Er war nicht mehr bei mir.

Ich weiß, dass eine Trennung ihren Grund hat.
Jedes mal, wenn ich kurz davor war, es noch einmal zu versuchen, weil mir sein Schmerz so nah ging, schossen mir sofort wieder die Augenblicke ins Hirn,
die ich nie wieder erleben möchte.

Wie es mir ohne ihn geht? Besser.
Denn das, was es am Ende war, war kalt, schlimm und schmerzte. Es war ein leiser und hinterhältiger Tod unserer Liebe.

Wie es ihm geht?
Keine Ahnung.

Ich wünschte wir wären Freunde, ehrlich.
Er ist mir wichtig.
Er ist Bestandteil in meinem Herzen.
Natürlich weiß ich, daß das nicht geht, - wir haben es ja schon nicht geschafft zu Zeiten, wo wir einander noch "wollten".

Ich weine, weil meine Liebe nicht reichte,
um seinen Kopf und sein Herz zu erreichen.
Damals, als es noch ein WIR gab.

Die ganzen Nächte, weinend oder einfach nur schlaflos, den ganzen Streit, das Unverstandensein.

Vielleicht habe ich die Zeit einfach gebraucht.

Es ist nicht einfach, sich von der großen Liebe, dem Puzzleteil, das dich zu einem gefühlten Ganzen macht, zu trennen.

Und dennoch bleibt das Gefühl
der tanzenden Schmetterlinge,
wenn ich erinnere, wie wir uns kennen und lieben lernten.

Sehnsuchtvolle BEE <3 Sabine

 

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